
Verlassen der Komfortzone
Neue Anforderungen, wichtige Entscheidungen und Unsicherheiten können unser Leben manchmal ganz schon auf den Kopf stellen. Doch gerade in solchen Zeiten liegt enormes Potenzial für persönliches Wachstum. Erfahren Sie mein nicht immer freiwilliges, aber lehrreiches Abenteuer.
Den Sprung ins Unbekannte wagen
Die Zeit eines erneuten Umbruchs begann Anfang Dezember 2021 mit der Empfehlung eines Kollegen und Freundes, ein online-Business aaufzusetzen. Ich soll meine normalerweise vor-Ort stattfindenden Trainings und Workshops online anbieten? Diese Frage hatte ich mir noch nie gestellt. Wie soll das gehen? Wie komme ich an das dafür benötigte KnowHow?
Er erzählte von einer Anbieterin, die ihre Kund*innen dabei untersützt, entsprechende online-Angebote aufzusetzen. Ich habe mir das Kurs-Angebot angeschaut, Kontakt aufgenommen, Vorgespräch geführt und… die Entscheidung zur Buchung des Kurs aufgeschoben. Ich bin lieber mal erst noch in meiner Komfortzone geblieben.
Die Komfortzone – Ein Trugbild von Sicherheit?
Die Komfortzone wird gerne als der Bereich dargestellt, in dem wir uns wohl fühlen, uns ausruhen, uns regenerieren. Ich orientiere mich an einem anderen Modell (Quellenangabe siehe unten), das die Komfortzone nicht als den Bereich der Regeneration, sondern vor allem als den Bereich darstellt, den wir kennen. Als unserer Komfortzone wird also unser derzeitiger Erfahrungshorizont bezeichnet. Mit all dem, was wir kennen, was gut ist und nicht so gut und was so schwer zu verändern ist. Und genau da liegt das Problem: unser Ego bevorzugt es nämlich, da drin zu bleiben, sich selbst bestätigen und möglichst wenig Veränderung zuzulassen. Das gilt natürlich nicht für Menschen, die ständig Lust auf etwas Neues haben. Denen machen neue Aufgaben und Herausforderungen Spaß.
Entscheidungsmomente: Die Chance zur Veränderung
Das Aufschieben meiner Entscheidung den Kurs zu buchen fand aber ganz abrupt ein Ende, als ich erfuhr, dass der Kurs ab Januar 2022 genau 500 € teurer werden sollte. Ich bin dann ziemlich schnell raus aus meiner Komfortzone und habe kurzerhand einen Online-Kurs zur Erstellung meines eigenen online-Angebotes gebucht. Mit all dem Flattern, was damit zu tun hatt. Das war für mich eine richtige Investition. Und die in einen online-Kurs. „Ob sich das bezahlt macht?“, habe ich nicht nur ein Mal überlegt. Aber diese Entscheidung war, auch im Nachhinein betrachtet, geradezu genial, denn damit fing das Wachstum meines Business erst richtig an.
Wachstum durch neue Erfahrungen
Begleitet von den in diesem Kurs bereitgestellten Filmen und Unterlagen sowie mit persönlichen Live-Calls der Anbieterin und immer wieder im Kontakt mit deren tollen Mitarbeiter*innen, die bei Fragen zur Verfügung standen, habe ich mich durch den Prozess der Kurserstellung hindurchgearbeitet. Nein, das war nicht immer leicht. Immer wieder haben neue Herausforderungen mich aus meiner Komfortzone getrieben.
Was mir geholfen hat, waren natürlich meine Fähigkeiten als Informatikerin und Kenntnisse aus der Erstellung eines QiGong-Online-Kurses, den ich im Laufe des ersten Corona-Jahres aufgenommen hatte. Ich konnte also auf bereits vorhandene Technik und auf meine Erfahrungen aus dem Aufnahmeprocedere zurückgreifen. Ein gutes Setting, richtige Einstellungen, Filme und Audiodateien bearbeiten, all dies war mir schon bekannt und erleichterte mir die Arbeit etwas.
Es gab auch immer wieder eine zu überbrückende „Kompetenz-Demenz“. Also die Erinnerungen daran, dass ich bereits Kenntnisse in den geforderten Bereichen habe, wieder auszugraben. Dabei war es wichtig, im Austausch zu sein mit Menschen, die einen ähnlichen Weg gehen. Die einen vielleicht auch einmal darauf aufmerksam machen, was man schon geschafft hat. Und die einen mit Fragen weiterbringen. Zum Beispiel mit dieser: „Hattest du schon mal eine ähnliche Situation und wie genau hast du das gemacht, das damalige Problem zu überwinden?“ Was auch wichtig war: dass man sich selber auch mal lobt und nicht nur unter Druck setzt. Am besten ist es zu lernen, sich selber wie eine*n Freund*in zu behandeln und nicht wie einen Sklaven. Lob tut gut. Und Eigenlob und hier und da eine kleine Belohnung sind auch nicht verkehrt!
Die Tücken der Komfortzonen und der Erfolg danach
Vor dem Start meines eigenen Kurse musste ich dann noch meine Homepage völlig neu aufsetzen lassen, denn ich hatte mich mit meiner damaligen Anbieterin, ich sage mal ganz diplomatisch, „auseinandergelebt“.
Also auch hier galt wieder einmal: raus aus meiner Komfortzone. Lieber ein Ende mit Schrecken als dem Schrecken noch weitere zigtausend Euro in den Rachen schmeißen. Und ja, es ist wohl nötig, bei einem solchen Prozess auch „Lehrgeld“ zu zahlen.
Mein Lebensgefährte, der das Homepageszenario mehrere Wochen lang begleiten durfte, hat zu meinem Entschluss, die Zusammenarbeit zu beenden, ganz ernsthaft und mit einem Seufzer der Erleichterung nur folgendes gesagt: „Endlich ist Schluss damit, dass du ihre Lernkurve bezahlst. Herzlichen Glückwunsch zu dieser längst überfälligen Entscheidung.“ Na ja, von außen sehen halt manche Sachen viel einfacher aus als sich für einen selber anfühlen.
Und die Erfahrung, dass auch ich – vielleicht nicht mutmaßlich, aber auf jeden Fall aufgrund mangelnder Kompetenz – finanziell abgezockt wurde, war wirklich nicht aufbauend und ich habe mich eine ganze Zeit lang mit unterschiedlichen Gefühlen auseinandergesetzt. Aber letztendlich habe ich die für mich nicht mehr stimmigen Konstellationen hinter mir gelassen und meine Komfortzone ist wieder einmal mehr etwas größer geworden. Denn dadurch, dass man sie durch neue Fähigkeiten erweitert, dehnt sie sich aus und wird immer größer. Wir werden immer selbst-sicherer, je mehr Herausforderungen wir bewältigt haben. Und neue Probleme machen und dann nicht mehr so sehr zu schaffen.
Neue Wege und Möglichkeiten erschließen
Die Suche nach einem neuen Anbieter gestaltete sich ziemlich leicht und von Stund an konnte ich alle redaktionellen und auch die meisten Layout-Änderungen selber durchführen. Ich danke hier den fähigen und freundlichen Mitarbeiter*innen der Firma Lesting Media in Köln, mit denen ich nach wie vor hervorragend zusammenarbeite.
Endlich konnte ich nun mein Webinar über meine neue Homepage ankündigen und meinen ersten online-Kurs zum Thema „Stressmanagement“ starten.
Im Anschluss an meinen ersten online-Kurs habe ich es mir dann eine Zeit lang bequem gemacht in meiner Komfortzone. Denn immer in der Lernzone zu bleiben halte ich auf Dauer auch nicht aus. Denn da gibt es manchmal schon Stress.
Aber wir wachsen nur durch herausfordernde Situationen weiter, die wir meistern. Wenn wir immer mal wieder die Komfortzone in Richtung Lernzone verlassen, werden wir größer. Und wenn wir das nicht freiwillig machen, dann sorgt das Leben gerne in Form einer Krise dafür.
Der Stress, der beim Verlassen der Komfortzone entsteht, sollte aber nicht von Dauer sein. Mal auftretender Stres sist normal, der gehört zum Leben dazu. Wer nicht ab und zu mal herausgefordert wird, schlafft ab. Aber Stress sollte sich nicht in chronischen Stress wandeln, was leider bei einem längeren Aufenthalt in der auf die Lernzone folgenden Panikzone schnell der Fall ist.
Den Weg zur inneren Ruhe finden
Ich bin froh um das Wissen, dass das Leben ein ständiges Auf und Ab ist. Dass es keine Möglichkeit gibt, nur die Sonne zu genießen und dass die Schattenseiten des Lebens uns nach getaner Arbeit oder durchlebter Krise einen unheimlichen Genuss bereiten können. Und wie schön ist es, mit tiefer Befriedigung über die bewältigten Herausforderungen abends mit einem leckeren Getränk die Stille eines farbenprächtigen Sonnenuntergangs zu genießen?
Haben Sie wieder Lust auf den Genuss eines neuen, erreichten Ziels? Oder darauf, zu erfahren, wie Sie oder Ihr Team aus der Lern- oder Panikzone wieder in Ihre Komfortzone gelangen können?
Vereinbaren Sie gerne ein kostenloses Kennenlerngepräch mit mir. Ich unterstütze Sie gerne auf Ihrem Weg.
Bildquelle: eigene Zeichnung anhand des Modell des persönlichen Wachstums vom sowjetischen Psychologen Lew Wygotsky, weiterentwickelt von PassageWorks, Pädagogengruppe in Boulder, Colorado
Erläutert in: Pema Chödron, DAS UNWILLKOMMENE WILKOMMEN HEISSEN, S. 84 ff.